Von Clemens Fritzen, Geschäftsführer der NetBid Finance GmbH
Trotz Corona–Krise stehen die Unternehmensinsolvenzen in 2020 mit 16.300 Fällen auf dem niedrigsten Stand seit Einführung der Insolvenzordnung in 1999. Doch Vorsicht, die Zahlen bergen auch ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Denn als problematisch kann sich erweisen, dass viele Unternehmen durch Staatshilfen künstlich am Leben gehalten werden (auch bekannt als s. g. Zombies), die ohne Corona–Hilfen nicht überlebensfähig wären. Denn auch Insolvenzen sind Teil eines gesunden Marktes, welcher wiederum nicht durch taumelnde Firmen ohne tragbares Geschäftsmodell in einen negativen Strudel geraten soll. Bei genauer Betrachtung der absoluten Insolvenzzahlen ist zudem auch Vorsicht geboten, weil es sich um eine überdurchschnittlich hohe Zahl an Großunternehmen handelt. Im gesamten Jahr 2020 stellten demnach 175 Unternehmen mit einem Jahresumsatz ab 50 Millionen Euro einen Insolvenzantrag. Das ist ein Plus von mehr als 100 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als 90 Großunternehmen Insolvenz beantragten, und der höchste Wert seit 2012. Handel, Mode und Automobilzulieferindustrie belegen die vorderen Plätze, wobei die offenen Forderungen von 23,5 Mrd. Euro in 2019 auf 34,0 Mrd. in 2020 Euro anwuchsen.
Tab. 1: Schäden durch Unternehmensinsolvenzen in Deutschland in Mrd. Euro
je Insolvenzfall (in Euro) | Gesamt | |
2010 | 714.000 | 32,1 |
2011 | 511.000 | 21,5 |
2012 | 912.000 | 38,5 |
2013 | 724.000 | 26,9 |
2014 | 782.000 | 26,1 |
2015 | 565.000 | 19,6 |
2016 | 909.000 | 27,5 |
2017 | 998.000 | 27,1 |
2018 | 721.000 | 20,1 |
2019 | 1.248.000 | 23,5 |
2020 *) | 2.086.000 | 34,0 |
*) von Creditreform geschätzt
Quelle: Creditreform Analyse „Insolvenzen in Deutschland“, Dezember 2020, S. 4.
Tab 2: Insolvenzen nach Umsatzgrößenklassen 2020 *) für Deutschland in Mio. Euro
Absolut | %-Anteil | %-Veränderung zum Vorjahr
|
|
bis 0,1 | 4.210 (5.410) | 25,8 (28,7) | – 22,2 |
> 0,1 – 0,25 | 3.200 (4.010) | 19,6 (21,3) | – 20,2 |
> 0,25 – 0,5 | 2.630 (3.010) | 16,1 (16,0) | – 12,6 |
> 0,5 – 5,0 | 5.020 (5.480) | 30,8 (29,1) | – 8,4 |
> 5,0 – 25,0 | 910 ( 720) | 5,6 ( 3,8) | + 26,4 |
> 25,0 – 50,0 | 150 ( 110) | 0,9 ( 0,6) | + 36,4 |
> 50,0 | 180 ( 90) | 1,1 ( 0,5) | + 100,0 |
*) Umsätze teilweise geschätzt; () = Vorjahresangaben lt. Creditreform
Quelle: Creditreform Analyse „Insolvenzen in Deutschland“, Dezember 2020, S. 8.
Asset Based Finance, zum Beispiel in Form eines Sale and Leaseback (SLB) von gebrauchten Maschinen, aber auch anderen Assets wie z. B. Immobilien, kann gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten ein wichtiger Baustein im Finanzierungsmix von Produktionsunternehmen sein. Als reine Innenfinanzierung über die Hebung stiller Reserven der Maschinen wird schnell frische Liquidität geschaffen, die ohne weitere Ausweitung der Kreditlinien mögliche Engpässe ausgleicht.
Abwendung der Zahlungsunfähigkeit durch Sale & Leaseback oder Mietkauf
Ein Unternehmen veräußert eine Maschine zum Zeitwert an eine Leasinggesellschaft und nutzt die Maschine dabei wie gewohnt und ohne jeglichen Ausfall weiter. Direkt im Anschluss an den Verkauf der Maschine least das Unternehmen die Maschine der Leasinggesellschaft zurück. Die Maschine bleibt während des gesamten Prozesses am Fertigungsstandort im Betrieb – operativ gibt es absolut keine Auswirkungen auf die Nutzung der Maschine. Der große Vorteil ist: Durch den Verkauf der Maschine gelangt das Unternehmen an zusätzliche Liquidität und kann so Liquiditätsengpässe oder sogar die Zahlungsunfähigkeit verhindern. Dabei ist es unerheblich, ob das Unternehmen die zusätzliche Liquidität durch eine Sale and Leaseback Finanzierung oder durch eine Sale and Rent Back (Mietkauf) Finanzierung generiert. Beide Vertragsarten führen zum gleichen Liquiditätszufluss.
Abwendung von Überschuldung durch zusätzlich generierte Liquidität
Neben der Vermeidung der Zahlungsunfähigkeit kann die durch ein SLB zusätzlich generierte Liquidität auch dazu genutzt werden, Verbindlichkeiten der Gesellschaft zu tilgen. Dieses führt dann zu einer verbesserten Eigenkapitalquote der Gesellschaft, die sich wiederum bei Ratings und Bewertungen der Gesellschaft positiv auswirkt und eine mögliche Überschuldung aufhebt. Ein positiveres Rating und eine bessere Bewertung geben der Gesellschaft wieder einen größeren Handlungsspielraum.
Ausblick: KMU-Finanzierung vor großen Umbrüchen
Es ist positiv zu beobachten, dass sich die Möglichkeiten der Unternehmensfinanzierungen in Zukunft immer weiterentwickeln werden und alternative Instrumente im Ökosystem neu hinzukommen. Ob durch FinTechs, Kreditfonds oder Crowdlending-Plattformen – die Unternehmensfinanzierung von KMU könnte vor einer Revolution stehen, bei der die Banken um ihre Position werden kämpfen müssen. Asset Based Finance über Sale and Leaseback: Einfach, schnell und bequem als alternative Online-Lösung zur Schaffung frischer Liquidität.
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